Reite ich mein Pferd, so übt auch ein gut sitzender Sattel eine Kompression auf der thorakolumbalen Faszie aus und die extrazelluläre Matrix wird zu einem gewissen Maß ausgequetscht. Die Proteoglykane, welche die Puffer des Fasziengewebes darstellen, regenerieren bis zu 48 h, bei stärkerer Kompression kann dieser Prozess einige Tage anhalten.
Werden die Regenerationszeiten des Gewebes längerfristig ignoriert, indem der Pferderücken erneut nach 24 h belastet wird, kann ein Teufelskreis aus einer Minderversorgung und Gewebeverhärtung begünstigt werden.
Gesteigert wird dieser Prozess durch einen unpassenden Sattel, welcher eine Schmerzhaftigkeit des Gewebes und aufgrund des Faszienkontinuums die Entstehung weitreichender Läsionsketten hervorruft.
Die Gluteal- und Oberschenkelfaszie können ein steiler werdendes Sprunggelenk begünstigen, mögliche Konsequenzen sind eine Spatproblematik und Bärentatzigkeit mit einhergehender Überbelastung der plantaren Strukturen. Über Verbindungen mit dem M. serratus ventralis kann die Funktion als Hauptrumpfträger eingeschränkt werden, sodass sekundäre Sehnenproblematiken an den Vordergliedmaßen begünstigt werden. Dies wird durch eine rückständige Gliedmaßenstellung aufgrund Hypertonus des M. latissimus dorsi verstärkt, die Risiken einer Entstehung von Kissing Spines steigen.
Daher ist es empfehlenswert mindestens jeden dritten Tag eine kompressionsfreie Pause für den Pferderücken einzubauen.
Ein Waldspaziergang, Gelassenheitstraining oder eine lockere Longeneinheit sind tolle Alternativen. Auch das Abstreichen der Sattellage mit Stroh nach dem Reiten stimuliert das Fasziengewebe und stärkt den Pferderücken.
Sind bereits Kompressionspunkte entstanden ist es wichtig frühzeitig in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten zu handeln, um weitreichendere Folgen zu verhindern.
Dein Pferd wird es dir danken.